Am Wochenende hatte ich das Glück, an einer Konferenz für Geschichtslehrer teilzunehmen. Dort habe ich Prof. Dr. Carol Căpiță kennengelernt. Er ist einer der Lehrer, die bei dem Kommitee für das Entscheiden des Lehrplans für Geschichte beim Lyzeum mitgemacht haben. Also wie wurde unser Lehrplan eigentlich erstellt? Lass uns das gleich herausfinden!
CARINA: Welchen Prozess benutzt man, um einen Lehrplan zu erstellen?
PROF. DR. CAROL CĂPIȚĂ: Ich kann nur über den Lehrplan für Geschichte reden, grundsätzlich ist unser Bestreben den Lehrern eine bestimmte Freiheit zu geben. Laut Lehrplan ist nur 75% des Faches pflichtlich und bei den anderen 25% hat der Lehrer die Freiheit, neuen Inhalt einzuführen. Er hat eine bestimmte Freiheit, nicht absolut, gerade weil es ein Abi drückt. Mit diesen 25% sollte jeder Lehrer sich an die Bedürfnisse seiner Klasse anpassen.
CARINA: Und wenn man den Lehrplan feststellt, werden auch die Schüler berücksichtigt oder nur die Lehrer?
PROF. DR. CAROL CĂPIȚĂ: Laut Gesetzgebung werden die Schüler in der Debatte nicht eingefügt. Doch laut des Lehrplans sollten Schulen eine Umfrage machen und eine bestimmte Anzahl (25%) von den Stunden nach den Bedürfnissen der Schüler gestalten.
CARINA: Wie wichtig ist das Feedback der Schüler und der Studenten, wenn es überhaupt berücksichtigt wird?
PROF. DR. CAROL CĂPIȚĂ: In meiner ersten Vorlesung sage ich meinen Studenten, dass es nur drei Regeln gibt:
1. Sie sollten mich nicht aufs Wort nehmen, sie müssen mich immer überprüfen.
2. Wenn sie anderer Meinung sind, dann sollten sie es sagen.
3. Wenn meine Studenten recht haben und nicht ich, sollten sie ihre Hypothese benutzen und nicht meine.
Ich will immer meine Studenten motivieren, eine aktive Teilnahme an der Uni zu nehmen. Zum Beispiel wenn ich Kunstgeschichte unterrichte, darf jeder für 5 Minuten etwas präsentieren. Für 5 Minuten quasi der Professor zu sein.
CARINA: Wie finden Sie es, dass nur Humanklassen Abitur in Geschichte schreiben?
PROF. DR. CAROL CĂPIȚĂ: Ich glaube, es ist nicht gut. Nicht weil ich Historiker bin, sondern weil ich denke, dass Geschichte den Jugendlichen bestimmte Fähigkeiten gibt und entwickelt. Sowohl das, als auch das „Problem”, dass viele, nicht die Mehrheit, aber viele meiner Studenten aus Realklassen kommen. Ich denke doch die Realklassen sollten die Möglichkeit haben, das Abi in Geschichte abzulegen.
CARINA: Wie sehen Sie die Unterschiede zwischen den Real- und Humanklassen, wenn es zur Geschichte kommt?
PROF. DR. CAROL CĂPIȚĂ: Ich würde meinen, dass die Schüler aus den Realklassen viel mehr analytisch sind, aber ihnen fehlt das Feingefühl, das in den Humanklassen entwickelt wird. Die aus den Realklassen haben auch oft Probleme mit der Beherrschung der geschichtlichen Sprache. Aber es hängt sehr viel ab, wie hart der Schüler arbeitet.
CARINA: Sie haben ein Doktorat sowohl in Bildungsstudien, als auch in Geschichte. Wie hat Ihnen das als Lehrer geholfen?
PROF. DR. CAROL CĂPIȚĂ: Ich denke, dass es mir sehr viel geholfen hat, meine Studenten zu verstehen, wie sie denken und welche die kleinen Sachen sind, worauf sie aufpassen. Ich habe davon gelernt, dass man sich weniger auf die eigene Tätigkeit konzentrieren muss und mehr auf die Studenten.
CARINA: Wie glauben Sie, dass sowohl Deutsch, als auch andere Fremdsprachen ihnen in ihrer Karriere geholfen haben?
PROF. DR. CAROL CĂPIȚĂ: Deutsch insbesondere war hilfreich. Deutsch ist für Archäologie ein Absolutes. Man muss Deutsch kennen, gerade weil die deutsche Kultur eine hervorragende Kontribution zur Entwicklung der Archäologie und im Allgemeinen des Geschichtsstudiums beigetrieben hat. Also für mich war es besonders wichtig, denn es gab leider nicht so viele Sprecher der deutschen Sprache in Archäologie. Es ist eine Tendenz viel mehr im Englischen zu veröffentlichen oder zu sprechen. Für mich war es sehr hilfreich und ich wurde viel leichter als Archäologe anerkannt, da ich Deutsch sprach.
CARINA: Welchen Ratschlag würden Sie der nächsten Generation von Lehren geben?
PROF. DR. CAROL CĂPIȚĂ: Unterrichten ist nicht für alle. Man muss verstehen, dass es ein Langstreckenlauf ist. Man muss sich Zeit nehmen und nicht gleich aufgeben. Studien haben gezeigt, dass bis zu 50% der jungen Lehrer in den ersten 5 Jahren zurücktreten. Viele denken, dass ihre Schüler seit dem ersten Tag aktiv sein und sich an ihre Lehrart anpassen werden. Aber es ist nicht so, es dauert und ein großer Anteil von unserer Effizienz als Lehrer hängt davon ab, was die Schüler von uns erwarten. Man muss mit ihnen sprechen, um sich an ihren Bedürfnissen anpassen zu können. Wenn man aber wirklich Lehrer sein will, muss man nicht schnell aufgeben.
